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Gasnetztransformation: BDEW aggressiv gegen Kommunen

"Gasnetztzransformation" heißt ganz niedlich und unscheinbar der erforderliche Wandel der Gasnetze angesichts Klimwandel, Wärmewende und Rückzug des Erdgases versus womöglicher (teilweiser) Substitution durch Wasserstoff.

 

Am 26.04.2023 hat jetzt auch der BDEW Vorschläge veröffentlicht, mit denen nach seinen Worten die Gasnetztransformation politisch gestaltet werden soll (Pressemitteilung, Vorschläge im Positionspapier "Transformationsregulierung Gasnetze"), Auszug:

Der Weiternutzung bestehender Gasnetze für klimaneutrale Gase, dem Bau neuer Wasserstoffleitungen und der Stilllegung von Leitungen, wo Gasanwendungen nicht mehr benötigt werden. Für alle drei Entwicklungspfade bestehen derzeit Defizite und Handlungsbedarfe im Rechts- und Regulierungsrahmen, der auf einen dauerhaften Gasnetzbetrieb ausgelegt ist.“

 

Am Tag zuvor hat Agora-Energiewende eine Veranstaltung zur Präsentation einer eigenen Studie zur Gasnetztransformation durchgeführt (Präsentationen, Video-Mitschnitte). Die Studie selbst war wenige Tage zur veröffentlicht worden. 

 

Bemerkenswert an der BDEW-Position sind konkrete "Empfehlungen" an die Politik die Transformation zu Lasten der Kommunen zu lösen: 

"Findet sich kein Neukonzessionär, sollte die Kommune das Eigentum an den Netzen übernehmen und selbst betreiben bzw. einen geeigneten Netzbetreiber mit der Betriebsführung beauftragen."

"Bei übergeordneten städtebaulichen Belangen sollte ein Rückbau nur auf Anweisung der Kommune erfolgen. Im Vorfeld ist die Kostentragung der Kommune zu regeln."

 

Relativ dünn sind hingegen die "Empfehlungen" zugunsten der Gasverbraucher:

"Gasnetznutzer dürfen auch langfristig nicht durch die Höhe der Netzentgelte überfordert werden. Bei der Zuordnung von Kosten sollte der zukünftige Rückgang in Absatzmengen und Nutzerzahl beachtet werden."

 

Aus der Agora-Studie ergeben sich wesentlich deutliche Hinweise, nach denen mit einer Vervielfachung der Netzentgelte aufgrund des vorgenannten Effekts zu rechnen ist (Kurzgefasst hier). 

 

Eine weitere Studie in diesem thematischen Umfeld: 

P. Klafka et al. (2022): Haben Gasnetze eine Zukunft? Kommunale Wärmeversorger stehen vor großen Umstellungen", Policy Paper der Scientist for Future

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Edition 2023 des IT-Grundschutz-Kompendiums veröffentlicht

Die neue Edition des IT-Grundschutz-Kompendiums steht nun mit 111 IT-Grundschutz-Bausteinen zur Verfügung.

Die Edition 2023 steht online auf der BSI-Webseite und als Loseblattwerk bei der Reguvis Fachmedien GmbH zur Verfügung. Das BSI veröffentlicht die Edition 2023 neben der PDF-Version als Docx und im freien DocBookXML Format. Damit stellt das BSI alle exportierbaren Dateiformate bereit. Die nun veröffentlichte Edition 2023 löst damit die Edition 2022 ab. Mit der Edition wurde auch die Liste der lizenzierten IT-Grundschutz-Tool-Hersteller aktualisiert.

Weitere Informationen unter: www.bsi.bund.de/gs-kompendium

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Bauletter: "ExxonMobil log seit 1977 bezüglich Klimawandel/Klimakrise"

Der Bauletter vom 16.01.2023 greift eine Veröffentlichung der Londoner Tageszeitung "The Guardian" und der Fachzeitschrift "Science" auf: 

 

Klimaszenarien des Ölkonzerns ExxonMobil haben bereits sehr früh die globale Erwärmung als Folge des Verfeuerns fossiler Brennstoffe genau vorhergesagt. Während bekannt ist, dass das Unternehmen die Risiken der globalen Erwärmung herunterspielte, wurden in der neuen Studie zum ersten Mal die internen Prognosen des Unternehmens zwischen 1977 und 2003 systematisch und quantitativ ausgewertet. Die jetzt im hochrangigen Fachjournal ‚Science‘ veröffentliche Analyse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der US-Universität Harvard und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) ist verblüffend.

 

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Zweite Auflage "Zukünftige Marktstandards in Strom- und Gaskonzessionsverfahren (ZuMa-Katalog 2.0)

Der ZuMa-Katalog 2.0 stellt eine Weiterentwicklung der 2020 veröffentlichten Empfehlungen zur Veränderung der Kriterienkataloge in Strom- und Gaskonzessionsverfahren dar. Energiewende, Digitalisierung, Risikoprävention, demografische Entwicklung und Fachkräftemangel erfordern vom Netzbetreiber zukünftig andere Fähigkeiten, als in den bisherigen Kriterienkatalogen abgefragt werden. Die Crux der meisten verfahrensüblichen Kriterienkataloge besteht nach Mitteilung der LBD-Beratungsgesellschaft darin, dass sie dem bislang nicht ausreichend Rechnung tragen. Außerdem zeigt die Fülle an gerichtlich erwirkten Klärungen, dass die Bewertung von Konzessionsangeboten anhand der von der Kommune vorgegebenen Kriterien deutlich einfacher handhabbar werden muss. Auch hierzu gibt der ZuMa-Katalog 2.0 eine Reihe von Empfehlungen.



Ziel und Anspruch des ZuMa-Katalogs

Ziel des 2020 veröffentlichten ZuMa-Katalogs war es, eine breite Diskussion mit den Kommunen und der Fachöffentlichkeit um sinnvolle und einfacher bewertbare Auswahlkriterien in Konzessionsverfahren anzustoßen sowie einen neuen Benchmark für zukunftsträchtigere Kriterien in Konzessionsverfahren zu schaffen. Die energiewirtschaftliche Fachpresse hatte seinerzeit ausführlich darüber berichtet. Das EWeRK – Institut für Energie- und Wettbewerbsrecht in der Kommunalwirtschaft e.V. an der Humboldt Universität zu Berlin – hatte aus diesem Anlass im Sommer 2021 eine eigene Veranstaltungsreihe mit über 70 Expertinnen und Experten durchgeführt.

Auf Initiative von Dr. Christof Schorsch (LBD) bildete sich im Anschluss eine ZuMa-Arbeitsgruppe, um die Weiterentwicklung zum „ZuMa-Katalog 2.0“ zu begleiten. Der selbstgewählte Arbeitsauftrag der ZuMa-AG bestand darin, bei der Aufstellung zukunftsträchtiger Kriterien stärker als bisher die gerichtliche Spruchpraxis zu berücksichtigen, die Eignung und systematische Zuordnung einzelner Kriterien zu prüfen und zu optimieren, Nachweispflichten zu schärfen sowie zwischenzeitlich eingetretene rechtliche Entwicklungen aufzunehmen. Anregungen und Kritik verdanken sich einer Reihe von Gesprächspartner:innen, insbesondere Herrn Rechtsanwalt Uwe Rühling (Rühling Anwälte) und Herrn Rechtsanwalt Dr. jur. Mirko Sauer (BDO Legal).



Weiterentwicklungen im ZuMa-Katalog 2.0

Im ZuMa-Katalog 2.0 wird größerer Wert als bisher auf die Frage der Nachweisfähigkeit gelegt. Die im Konzessionsgebiet eingesetzten Fähigkeiten und Leistungen erfordern in sich stimmige, der Betriebspraxis entsprechende Darstellungen sowie entsprechende Berichtspflichten. Dies unterstützt nicht zuletzt die Netzbetreiber in ihrem Bestreben, die eigene Leistungsfähigkeit der Konzessionskommune im Vertragszeitraum regelmäßig aufzuzeigen und geeignete Kontaktanlässe zu schaffen, um sich mit der Kommune nachhaltig zu vernetzen.

Geändert wurden im ZuMa-Katalog 2.0 auch einige Gewichtungen. Wesentliche Ursache dafür war die Aufnahme der Treibhausgasneutralität in § 1 Abs. 1 EnWG durch den Gesetzgeber. Des Weiteren wurden alle Unter-Unterkriterien des Katalogs kritisch geprüft, einige verworfen, andere neu aufgenommen.

Periodische Anpassungen in Zukunft

Die Megatrends in der kommenden Konzessionsperiode und die kontinuierliche Anpassung der politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen an neue Gegebenheiten erfordern eine periodische Überprüfung der Auswahlkriterien. Der ZuMa-Katalog 2.0 stellt somit auch keinen Endpunkt der Entwicklung dar, sondern versteht sich als Einladung zur weiteren Diskussion mit Kommunen und Fachöffentlichkeit hinsichtlich der Umsetzung in der Verfahrenspraxis.

Die Kriterien im ZuMa-Katalog werden nach wie vor im Sinne eines Cafeteriaprinzips verstanden: als Anregung für die Konzessionskommunen und ihre juristischen Berater:innen, um die für sie jeweils geeignetsten Kriterien auszuwählen sowie deren Bedeutung durch eigene Gewichtungen Ausdruck zu geben.

Absehbar ist schon heute, dass in einer kommenden Neuauflage weitere Anpassungen erforderlich sein werden: Sehr viel ist in der Energiewirtschaft gegenwärtig noch im Fluss – das betrifft energieartenübergreifende Zusammenwirkungspflichten der Netzbetreiber und die Sektorkopplung ebenso wie bspw. die Integration der kommunalen Wärmeplanung, die Gasnetzkonversion und die Wasserstofftauglichkeit der Gasverteilnetze.


Download ZuMa-Katalog Strom 2.0

Download ZuMa-Katalog Gas 2.0

Zur fachlichen Diskussion über die „Crux mit den Kriterienkatalogen“: LINK zum Artikel

Link zum LBD-Konzessionsmanagement

 

(C) Mitteilung der LBD-Beratungsgesellschaft

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